„57 Prozent der erwachsenen Niedersachsen haben 2018 Baggersseen zur Naherholung genutzt. 44 % gingen spazieren, 32% baden und 6% gingen an einem Baggersee angeln. Was schätzen Sie, wie viele künstlich angelegte Standgewässer (Baggerseen) gibt es in Niedersachsen?“ So begann am Donnerstagabend Dr. Thomas Klefoth, leitender Biologe im Anglerverband Niedersachsen, seinen Vortrag vor rund 60 interessierten Zuhörern aus dem BVO und anderen ostfriesischen Anglervereinen, Vertretern der Naturschutzbehörden, Entwässerungsverbände und der Jägerschaft. “
Auf die tatsächliche Zahl von 35.000 kam niemand
Zusammen mit Sven Matern (Leibnitz-Institut Berlin) und Dr. Jürgen Meyerhoff (technische Universität Berlin) präsentierte Klefoth die Halbzeitergebnisse des Forschungsprojektes „Baggersee“, an dem sich der BVO mit vier eigenen Gewässern beteiligt.
BAGGERSEE ist ein Verbundprojekt aus Wissenschaft und anglerischer Praxis und forscht zur Bedeutung und Aufwertung kleiner künstlicher Standgewässer im Rahmen der nationalen Biodiversitätsstrategie. Insgesamt 20 Angelvereine des AVN mit 35 Gewässern sind an dem Projekt beteiligt. Sie werden mit praktischen und fischereiwissenschaftlichen Hilfestellungen begleitet, so dass sie ihre Gewässerhege künftig eigenständig nachhaltiger gestalten können. Die Aktionen sollen nicht nur Fischen, Vögeln, Amphibien, Libellen, wirbellosen Wasserlebewesen und Pflanzen zugutekommen. Auch der Mensch profitiert von der Steigerung des ästhetischen und fischereilichen Werts seiner Erholungsgebiete am Wasser. Neben der Flora und Fauna haben wir auch jeden Hundehaufen und jede Mülltüte an den zu untersuchenden Gewässern registriert, so Klefoth.
Das Projekt wird seit 2016 gemeinsam gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und läuft noch bis Sommer 2022. Die Fördersumme beträgt rund 1,9 Millionen Euro. Von Anfang an beteiligt sich der BVO an dem Projekt, indem er den Forschern 4 seiner Gewässer zur Untersuchung zur Verfügung stellt. Untersucht wird unter anderem, wie sich völlig unbewirtschaftete, zum Teil unter Naturschutz stehende Gewässer, im Vergleich zu durch Anglervereine bewirtschaftete Gewässer entwickeln und welches die besten Strategien zur Aufwertung des Fischbesatzes sind. So geschieht es auch an den vom BVO zur Verfügung gestellten Gewässern. Zwei Gewässer bleiben unbewirtschaftet, ein Gewässer wurde intensiv besetzt und in einem weiteren letztendlich wurde im Herbst 2017 intensiv Totholz eingebracht (die Presse berichtete) und zusätzlich eine Flachzohne zur Strukturverbesserung hergestellt.
Dieses Gewässer hat sich seitdem hinsichtlich der Artenvielfalt im und am Wasser am besten entwickelt. Dies ist ein erstes Fazit, welches sich aber auch mit den Untersuchungen bei den anderen Vereinen in Niedersachsen deckt, so die Biologen. Alleiniger Fischbesatz hatte schon nach kürzester Zeit kaum einen messbaren Einfluss auf die Artenzusammensetzung. Lediglich bei Hechten und Schleien ließ sich ein leicht positiver Effekt messen. Bei Zandern und anderen Weißfischen verstarben diese offensichtlich schon nach kurzer Zeit nach dem Besatz. Ob diese ersten Feststellungen zufällig eingetreten sind oder auch zukünftig Bestand haben, das soll nun in weiteren Untersuchungen während der restlichen Projektdauer untersucht werden.